
Liebe Russischlerner, liebe Eltern,
es ist uns ein Bedürfnis, in diesen Zeiten unsere Einstellung zu unserem Fach Russisch zu bekräftigen.
Die aktuelle Situation, der sinnlose, menschenverachtende Krieg in Europa lässt sicher bei vielen die Frage aufkommen „Wozu soll ich noch Russisch lernen?“ oder „Wessen Sprache lerne ich da überhaupt?“.
Wir alle sind erschüttert über die Entwicklung der Situation und fühlen mit den betroffenen Menschen. Wir wissen aus erster Hand, dass dieser Krieg nicht der Krieg der russischen Menschen ist – auch sie sind geschockt und fassungslos. Und sie sind der Grund, weshalb wir wissen, dass die russische Sprache uns mit diesen Menschen verbindet. Nach der schlimmen Erfahrung des Zweiten Weltkrieges fragt Jewtuschenko, ein großer russischer Dichter, in seinem pazifistischen Gedicht: „Meinst du, die Russen wollen Krieg?“ Unsere Antwort ist klar: Nein, nicht die Mehrheit der Menschen, nicht unsere Freunde und Bekannten.
Mit diesem Beitrag möchten wir unseren ehemaligen Fremdsprachenassistenten eine Stimme geben, die ihrer Betroffenheit zum Thema Ausdruck verleihen.
Wir stehen jederzeit zur Verfügung für Fragen, Sorgen oder Gesprächsbedarf.
Frau Nidoschefsky-Reis, Frau Greßler und Frau Kaiser
Michail
Отношения России и Украины держат в напряжении весь мир вот уже последние восемь лет, но на протяжении этого времени все были уверены, что этот страшный день вторжения не наступит никогда. Последние дни я как будто нахожусь в параллельном мире: не понимаю, что происходит. Фотографии и видео происходящего наводят страх, и поверьте, мне страшно не меньше. Мы все шокированы, испытываем боль и стыд, и спрашиваем себя: зачем это всё происходит? Если это, так называемые, «защита» и «освобождение», то защита от кого? От наших друзей, родственников и знакомых, которые там живут? Мне страшно от того, с какой легкостью власти готовы отказаться от отношений с другими странами и не думать о своих гражданах. Они не спрашивают нас. Я просто не могу поверить, что уже нельзя договориться цивилизованным путём и дипломаты перепробовали все способы по достижению компромиссов, что у людей наверху больше нет желания жить в мире вместе с нами. Неужели история ничему не учит?
#нетвойне #nowar #niewiederkrieg
Seit über acht Jahren halten die Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine die ganze Welt in Atem, aber während dieser Zeit waren wir uns alle sicher, dass dieser schreckliche Tag der Invasion niemals kommen würde. In den letzten Tagen existiere ich in einer Parallelwelt: ich verstehe nicht, was vor sich geht. Fotos und Videos von dem, was passiert, machen unsicher. Wir sind alle geschockt, empfinden Schmerz und Scham und fragen uns ständig: wozu passiert das alles? Im Falle, dass es sich um sogenannten „Schutz“ und „Befreiung“ handelt, dann stellt sich die Frage: um Schutz vor wem? Vor unseren Freunden, Verwandten und Bekannten, die dort leben? Ich habe Angst davor, mit welcher Leichtigkeit die Behörden bereit sind, die Beziehungen zu auswärtigen Staaten aufzugeben und nicht an ihre Bürger zu denken. Sie fragen uns nicht. Ich kann es einfach nicht begreifen, dass man sich nicht mehr auf zivilisierte Weise einigen kann und die Diplomaten alle Wege ausprobiert haben, um Kompromisse zu erzielen, dass die Menschen da oben keinen Wunsch mehr haben, mit uns im Frieden zu leben. Oder lernt man aus den Fehlern der Vergangenheit wirklich nichts?
#нетвойне #nowar #niewiederkrieg
Julia
Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Eltern, liebe Lehrerinnen und Lehrer,
mein Name ist Julia Ivashchenko, ich war als Fremdspachenassistentin für Russisch im Schuljahr 2019-2020 tätig.
Es ist fast unmöglich, einen Menschen in Russland zu finden, der keine Verbindung zu der Ukraine hat. Selbst ich habe einen ukrainischen Nachnamen, weil meine Familie ukrainischen Ursprung hat.
Was in den letzten Tagen zwischen unseren Ländern passiert, ist schockierend und schrecklich. Ich hätte nie gedacht, dass im 21. Jahrhundert so was möglich ist. Ich hätte nie gedacht, dass der Präsident MEINES Landes einen Krieg beginnt. In Russland lernen die Kinder bereits im Kindergarten: „Nie wieder Krieg“. Es ist aber passiert, die Menschen sterben.
Niemand hat uns gefragt. Niemand in der Ukraine und in Russland hat diesen Krieg gewählt. Nur ein bestimmter verrückter Mensch und seine Umgebung haben diese Entscheidung getroffen.
Bitte denkt daran, dass Russland nicht Wladimir Putin ist. Russland ist ein Land mit wunderbaren Menschen, reicher Kultur und schöner Natur. Die Menschen in meinem Land können genauso wie die ganze Welt nicht begreifen, wie es möglich ist und was am nächsten Morgen passiert.
Es gibt keine Rechtfertigung für diesen Krieg. Das soll nicht weitergehen. Ich wünsche uns allen, dass der Frieden in dieser Welt wieder herrscht.
Eure Julia
💙💛
Anonym
Das stimmt, dass alles was passiert sehr schrecklich ist, wir sind auch deprimiert und verstehen, dass es auch für uns in eine dunkle Zukunft führt.
Das stimmt, dass die Menschen demonstrieren, sie gehen auf die Straßen in mehreren Städten. Es kann so aussehen, dass die Demos klein sind, aber man muss verstehen, dass jede Person, die auf die Straße geht, für lange Zeit verhaftet werden kann und auch diese Demos sind sehr gewaltig. Die meisten Menschen sind gegen den Krieg, aber wenn man so etwas offen sagt, dann besteht auch eine große Gefahr für die Person und ihr Familie. Die Realität von Demos in Russland ist ganz schrecklich und macht mir persönlich große Angst, besonders was ich in Sankt Petersburg gesehen habe.
Wir fühlen uns hilflos zur Zeit.
Ich denke, die meisten Menschen wollen keinen Krieg haben.
Ich persönlich bin völlig deprimiert.